Interview Markus Eder

Bischling Rekord mit FAI 253,75 km- Exclusives Interview mit MARKUS EDER

Der neue Bischling Rekord mit FAI 253,75 km.
Das Exclusive Interview mit MARKUS EDER und
„warum eigentlich 300 km möglich wären“ ?


späte Abendthermik, die einen eindrucksvollen
Flugtag ausklingen lassen.
Pilot/Foto: Markus Eder

PARAGLIDING.EU:
Markus, du fliegst jetzt seit 25 Jahren Gleitschirm, ist eine solch herausragende Leistung für einen Newcomer überhaupt möglich?
MARKUS EDER: Es gibt Leute, die fliegen nach 1-2 Jahren bereits 200er. Aus meiner Sicht ist aber viel wichtiger, nicht die Leistung, sondern den Spaß an der Fliegerei in den Vordergrund zu stellen! Viele werden „zu schnell“ gut, unterschätzen die Risiken in der Fliegerei und beenden nach schlechten Erlebnissen leider allzu oft den Flugsport.

PARAGLIDING.TV:
Warum hast du dir gedacht, dass genau dieser Tag ein Hammertag werden könnte, die Wetterprognosen standen ja vorerst nicht danach?
MARKUS EDER: Dachte mir auch nicht, dass es so ein Hammertag wird. Wie so oft in dieser Saison, waren 5 Tage vor dem Tag die Prognosen gut, wurden dann aber immer schlechter. Es war mir klar, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit der letzte gute Tag im Norden sein wird, also galt es diesen zu nutzen.

PARAGLIDING.EU:
Grenzen solche außerordentlichen Flüge doch viel auch an Glück, oder Bedarf es für so etwas doch viel an Kommunikationsaustausch, Vorbereitungen bzw. auch Gebietserfahrungen?
MARKUS EDER: Man muss am richtigen Tag am richtigen Startplatz stehen. Das ist oft schon mal schwierig einzuschätzen. Hier hilft Erfahrung und der Austausch mit anderen Piloten, wie sie die Lage einschätzen. An diesem Tag ging ich ganz klar mit dem Ziel, den neuen Bischling-Rekord aufzustellen, an den Start! Somit war klar, wo meine Wendepunkte zu setzen sind.
Dass ein anderer Startplatz (Stoderzinken) besser sein würde, wusste ich. Lex Robe hat mit den Slowenen gezeigt, wie gut der Tag war.
Die Vorbereitung für so einen Flug ist für mich sehr wichtig! Ich analysiere verschiedene Flüge, welche auf diesem Abschnitt gemacht wurden und schau mir Schlüsselstellen ganz genau an. Beim Flug selbst habe ich das alles im Kopf, fliege dann aber nach den aktuellen Gegebenheiten. Je nach Wind, Spur usw. können andere Optionen besser sein als die geplante. Und in jedem Fall braucht man auch etwas Glück, dass es nicht gerade abschattet oder ähnliches.

PARAGLIDING.TV:
Über welche Programme und Apps informierst du dich, und mit welchen Apps fliegst du?
MARKUS EDER: Während der Saison checke ich täglich die Wetterentwicklung, um möglichst frühzeitig die guten Tage erkennen zu können. Für den groben Ausblick nutze ich die Apps von WetterOnline und WeatherPro sowie Topmeteo. Für eine genauere Prognose schaue ich ZAMG, ORF-Wetter, Windy und die Vorschau von Austro Control. Ein Tag vorher noch Alptherm und die Textprognose für den nächsten Tag. Leider wird diese erst um 14 Uhr aktualisiert, weshalb eine Entscheidung, ob sich der Tag lohnen könnte, oft erst am Nachmittag fällt.

PARAGLIDING.EU:
Welche Erfahrungen haben dich deine bisherigen kontinuierlichen Erfolge gelehrt und welche kannst du uns davon weitergeben?
MARKUS EDER: Durch Erfolge sammelt man keine Erfahrungen ? Erfahrung sammelt man durch tun und dem Austausch von Erfahrungen mit den richtigen Personen. Z.B. bei meiner Vorbereitung für Brasilien: Ich habe mir alle Infos über Quixada eingeholt, die ich nur finden konnte. Und durch Gespräche und gezielte Fragen mit Lex Robe, Robert Haider, Berni Peßl und Joe Edlinger (waren alle vorher schon in Quixada) konnte ich viele verschiedene Erfahrungen zusammentragen und die für mich wesentlichen Infos rausholen. Wichtig dabei ist, den Leuten vertrauen zu können, was sie sagen und zu verstehen, was sie meinen! Und das Video-Material von Lex Robe ist für so eine Vorbereitung sowieso Goldes wert.
Für mich ist aber die Freude am Fliegen das Entscheidende! Deshalb gehe ich auch landen, wenn mir der Tag keinen Spaß macht, egal wie weit andere fliegen…


FOTO: Ozone Paragliders

PARAGLIDING.TV:
Welche Kriterien am Bischling müsste ein perfekter Tag und die perfekte Route erfüllen, um die heroische Grenze von FAI 300 zu sprengen und warum ist der 300er am Bischling auch wirklich möglich?
MARKUS EDER: Wir haben viele Optionen, um vom Bischling ein großes FAI zu fliegen, ausprobiert. Um wirklich ein großes FAI zu fliegen, muss aber zuerst der nördliche Wendepunkt angeflogen werden. Das Hauptkriterium dabei ist, dass gleich eine riesen Talquerung ansteht. Um diese zu schaffen, muss die Basis mindestens schon auf 2300 Meter liegen, weshalb an den meisten Tagen erst relativ spät auf Strecke gegangen werden kann. Wenn aber an einem guten Tag bereits um 09:30 Uhr die Talquerung möglich ist, ist aus meiner Sicht Ende Mai/Anfang Juni auch vom Bischling ein 300er möglich. Dazu denke ich, liegt der 2te Wende aber nicht im Rauriser-Tal, sondern in den Zillertaler Alpen. Ich habe heuer diese Variante mal angetestet und viel dabei gelernt. Wer weiß, vielleicht geht’s mal auf ?

PARAGLIDING.EU:
Mehrfach-X-Alps Gewinner Chrigel Maurer schreibt, eine geplante Strecke besteht aus Ideen und Träumen, welche er im Flug zu verwirklichen versucht.
Bist du da anders eingestellt, oder benötigt es solche fiktiven Vorstellungen und Wahrnehmungen um diese großen Ziele zu erreichen?
MARKUS EDER: Ohne diese Träume würden wir nicht Gleitschirmfliegen ? Alle bisher geflogenen Strecken entstanden aus Ideen und Träume.
Vor einem Jahr haben wir noch am 200er vom Bischling aus experimentiert. Dass es möglich sein sollte, war klar. Da der Bischling aber mehrere Varianten zulässt, musste erst die ideale Linie gefunden werden. Oder der 300er-Versuch, wie ihn Sebastian Barthmes vom Speickboden aus versucht hat, war eine mutige Idee, aber sicher für ihn ein Traum, den es umzusetzen galt.

PARAGLIDING.EU:
Du hast jetzt 2x den Bischling Rekord gebrochen, unter anderem als erster die 200er Marke dort überflogen, warum warst gerade du dort der erste?
MARKUS EDER:
Ich hatte einen Traum ? Ich wollte unbedingt den ersten 200er vom Bischling fliegen. Einige waren schon sehr knapp dran, das zu schaffen. Dass ich es schließlich als erster erflogen bin, hat mich riesig gefreut – ein kleiner Traum wurde wahr.
In diesem Jahr war der Thermik-Cup noch eine zusätzliche Motivation am Bischling zu starten. Vielen Dank an dieser Stelle auch an die Organisatoren und Förderer, die diesen tollen Bewerb ermöglichen! Das Format, in der D und CCC Kategorie nur einen Flug zu werten ist eine großartige Idee. So können wirklich die Grenzen des Möglichen ausgelotet werden. Ich hoffe, dieser Bewerb wird auch die nächsten Jahre noch durchgeführt und dass noch viel mehr Piloten daran teilnehmen.

PARAGLIDING.TV:
Was kannst du uns und der Paragleiter Welt noch an weiteren Tipps mitgeben?
MARKUS EDER: Nicht irgendwelchen Ergebnissen hinterher hetzen. Ich muss mich selbst manchmal an der Nase nehmen was das betrifft. Selbst wenn am Ende des Tages DEIN Flug nicht der weiteste war, es sollte DEIN SCHÖNSTER Flug des Tages gewesen sein! Diese Freude sollte nicht durch Ergebnisse getrübt werden. Fliege aus Spaß an der Sache!

Wir bedanken uns bei Markus Eder für das sehr herzliche, offene und aufschlussreiche Gespräch
und gratulieren nochmals zu diesem fulminanten, genialen Flug ?
MARKUS EDER: Vielen Dank für’s Interview.

Markus Eder geboren 1976 in Abtenau/Salzburg
Gleitschirm Ozone Zeno
3 Rang FAI WXC 2017
1er DHV XC 2014
2er beim Austria Cup
5x Landesmeister
3x Staatsmeister Manschaft
3x 1er Nationenwertung XC- Contest
4ter Staatsmeisterschaft Österreich
Quixada 350 km und 416 km Strecke
XC-CONTEST Wertung Markus Eder